Stadt Memmingen:Memmingen 1945 (Dokumentation im öffentlichen Raum 2010)

Memmingen 1945 (Dokumentation im öffentlichen Raum 2010)

Dramatische Tage erlebte die Stadt Memmingen zum Kriegsende vor 65 Jahren. Am späten Vormittag des 20. April 1945 bombardierten amerikanische Fliegerstaffeln die Stadt Memmingen. Große Teile der südlichen Altstadt, darunter auch die spätgotische  Frauenkirche, wurden stark beschädigt oder zerstört. 300 Bürgerinnen und Bürger starben. 635 Gebäude gingen verloren. Wenige Tage später, am 26. April 1945 verhinderten engagierte Bürger, an der Spitze der damalige Oberbürgermeister Dr. Heinrich Berndl, eine weitere Zerstörung der Stadt durch die Panzer der anrückenden Amerikaner.

 

Doch die Zerstörung einer Stadt kann nicht nur an den Gebäuden ihrer Bewohner festgemacht werden kann. Zerstört wurde in Memmingen während den Jahren der NS-Herrschaft fast alles was das menschliche Miteinander in unserer Stadt ausmachte: Toleranz, Freiheit, Bürgerrechte, Demokratie und Solidarität. Zerstört wurde das Leben von 106 Memminger Bürgern und Bürgerinnen, die man wegen ihres jüdischen Glaubens zu Tode brachte und zerstört wurde das Leben von 630 Memminger Bürger und Bürgerinnen, die von den Trümmern ihrer Wohngebäude erschlagen wurden. Dies alles ging voraus, bis erkannt wurde, dass man sich seit 1933 auf einem menschenverachtenden Irrweg befand.

 

65 Jahre nach Kriegsende werden am Dienstag, 20.04.2010 Informationstafeln als Bestandteil der Gedenkveranstaltung der Stadt Memmingen und der Kirchengemeinde „Unser Frauen“ im Innenstadtgebiet aufgestellt. Die Aktion dauert bis zum darauffolgenden Montag, 26.04.2010, dem Jahrestag des Kriegsendes in Memmingen.

 

Die Informationstafeln erinnern nicht nur an die Not dieser Tage. Mit historischen Dokumenten, Fotografien und Zitaten soll auch deutlich werden, wie stark alle Lebensbereiche der Memminger Bürgerschaft bis unmittelbar vor dem Ende der Kampfhandlungen am 26. April 1945 vom nationalsozialistischen Herrschaftsapparat und seiner Kriegspropaganda durchdrungen waren.

 

Trotz des glücklichen Bemühens um die kampflose Übergabe der Stadt kann deshalb nicht vergessen werden, wie viele Opfer in Memmingen bis dahin zu beklagen waren und wie lange auch in Memmingen am Unrechtssystem des Nationalsozialismus festgehalten wurde. Die Erinnerung an die Kriegsereignisse darf nicht bei dem Bedauern der Zerstörung der eigenen Stadt durch feindlichen Bombenangriffe stehen bleiben.

 

 

Dr. Hans-Wolfgang Bayer

Christoph Engelhard

Kulturamt/Stadtarchiv