Stadt Memmingen:Zwölf Artikel und Bundesordnung

Zwölf Artikel und Bundesordnung

Das Stadtarchiv Memmingen besitzt zwei Ausgaben der Zwölf Artikel 1525: Straßburg: W. Köpfel 1525 und Augsburg: M. Ramminger 1525 (vgl. Helmut Claus: Der deutsche Bauernkrieg im Druckschaffen der Jahre 1524-1525, Gotha 1975, Nr. 13 und 4). Ausgaben der Zwölf Artikel und der Bundesordnung der oberschwäbischen Bauernschaft finden sich verschiedenen Staats- und Landesbibliotheken (vgl. Übersicht bei "Memmingen und das Aufbegehren von Bauern und Bürgern 1525").

Zwölf Artikel (Katalog bäuerlicher Forderungen)

  • Faksimile (Augsburger Druck im Stadtarchiv Memmingen, siehe Blätterkatalog rechts)
  • Buchstabengetreue Übertragung (von Christoph Engelhard, siehe unten, Grundlage: StadtA MM 8° 13.252k, Druck der Zwölf Artikel durch Melchior Ramminger, Augsburg)
  • Übertragung ins Neuhochdeutsche (von Heide Ruszat-Ewig, veröffentlicht im Sonderheft der Memminger Geschichtsblätter "Die 12 Artikel. Flugschrift aus dem Frühjahr 1525", hg. vom Historischen Verein Memmingen e.V.)

Bundesordnung (der oberschwäbischen Bauernvertreter)

  • Faksimile (Augsburger Druck in der Bayerischen Staatsbibliothek)
  • Buchstabengetreue Übertragung (von Christoph Engelhard, siehe unten, Grundlage: Bayerische Staatsbibliothek Res. 4° Eur. 332/33, Druck der Bundesordnung durch Heinrich Steiner, Augsburg)
  • Übertragung ins Neuhochdeutsche (von Heide Ruszat-Ewig, veröffentlicht im Sonderheft der Memminger Geschichtsblätter "Was geschah im März 1525 in der Kramerzunftstube in Memmingen", hg. vom Historischen Verein Memmingen e.V.)

Die nachfolgenden buchstabengetreuen Übertragungen sind einem Heft der "Materialien zur Memminger Stadtgeschichte" entnommen: Zwölf Artikel und Bundesordnung der Bauern, Flugschrift "An die versamlung gemayner pawerschafft". Traktate aus dem Bauernkrieg von 1525, übertragen von Christoph Engelhard, mit einer Einführung von Peter Blickle über Memmingens Rang in der Geschichte der Reformation (Materialien zur Memminger Stadtgeschichte, Reihe A Heft 2, hrsg. vom Stadtarchiv Memmingen), Memmingen 2000.

Weitere Übertragungen finden sich unter anderen im Sammelband von Günther Franz (Hg) "Quellen zur Geschichte des Bauernkrieges", in Peter Blickles Standardwerk "Die Revolution von 1525" (auch in der englischsprachigen Ausgabe, Übersetzung von Thomas A. Brady 1981) sowie im Sammelband von Janos Bak (Hg.) "The German Peasant War of 1525" (Übersetzung von Henry J. Cohn, 1976).

Zwölf Artikel der Bauern und Hintersassen geistlicher und weltlicher Obrigkeiten 1525

Dye grundtlichen vnd rechten haupt artickel, aller baurschafft vnnd hyndersessen der gaistlichen vnd weltlichen oberkayten, von wo(e)lchen sy sich beschwert vermainen.

Dem christlichen leeser fryd vnnd gnad gottes durch Christum. Es seyn vil wider christen, die yetzund von wegen der versammleten baurschafft das euangelion zu(o) schmehen vrsach nehmen, sagent, das seyn die frücht des newen euangelions? Nyemant gehorsam seyn, an allen ortten sich empor heben vnd auff po(e)men, mit grossem gewalt zu(o)hauff lauffen vnd sich rotten, gaistlich vnnd weltliche oberkaiten zu(o)reformieren, außzu(o)reytten, ja villeücht gar zu(o) erschlagen? Allen disen gotlosen freuenlichen vrtailern antwurten diese nachgeschribne artickel, Am ersten das sye dise schmach des wort gotes auffheben, zu(o)m andern die vngehorsamikait, ja die empo(e)rung aller bauren christenlich endtschuldigen. Zu(o)m ersten, ist das euangelion nit ain vrsach der empo(e)rungen oder auffru(o)ren, dye weyl es ain rede ist, von Christo, dem verhaissne Messia, welchs wort vnd leben nichts dann liebe, fride, geduldt vnd ainigkaiten lernet. Also das alle die in disen Christum glauben, lieplich, fridlich, gedultig vnd ainig werden. So dann der grund aller artickel der bawren (wie dann klar gesehen wirt), das euangelion zu(o)ho(e)ren vnd dem gemeß zu(o) leben, dahin gericht ist. Wie mügen dann die widerchristen das ewangelion ain ursach der embo(e)rung vnd des vngehorsams nennen? Das aber ettlich widerchristen vnd feynd deß euangelij wider so(e)lliche anmu(o)ttung vnd begerung sich lonen vnd auffbo(e)men, ist das euangelion nit vr-sach, sonder der teüfel, der schedlichst feynd deß ewangelij, der solches durch den vnglauben in den seynen erweckt. Hye mitte das, das wort gotes (liebe, fryd, vnd ainigkait lernent) vndergetruckt vnd wegkgenommen wurde. || Zu(o)m andern dann klar lauter volget, das dye bawren in jren artickeln solches euangelion zu(o)r leer vnd leben begerendt, nit mügen vngehorsam, auffru(e)risch genennt werden. Ob aber got die pauren (nach seynem wort zu(o) leben a(e)ngstlich ru(o)ffent) erho(e)ren will, wer will den willen gotes tadlen? Wer will in sein gericht greyffen? Ja wer will seiner mayestet wyderstreben? Hat er die kinder Israhel, zu(o) jm schreyendt, erho(e)ret vnd auß der hand pharaonis erlediget? Mag er nit noch heut die seynen erretten? Ja, er wirts erretten! Vnd in ainer kürtz! Derhalben christlicher leser, solliche nachvolgendt artickel lyse mit fleyß, vnd nach mals vrtail. ||

Der erst artickel:

Zum ersten ist vnser diemu(e)ttig bytt vnd beger, auch vnser aller will vnd maynung, das wir nun fürohin gewalt vnd macht wo(e)llen haben, ain gantze gemain sol ain pfarer selbs erwo(e)len vnd kyesen. Auch gewalt haben, den selbigen wider zu(o)entsetzen, wann er sich vngepürlich hieldt. Der selbig erwo(e)lt pfarrer soll vns das hailig euangeli lauter vnd klar predigen one allen menschlichen zu(o)satz, leer vnd gebot, dann vns den waren glauben stetz verkündigen, geyt vns ain vrsach got vnd sein gnad zu(o) bitten, vnns den selbygen waren glawben einbylden vnd in vns bestetten. Dann wann seyn genad in vnß nit eingepyldet wirdt, so bleyben wir stetz fleysch vnd blu(o)t, das dann nichts nutz ist, wie kla(e)rlich in der geschrifft stat, das wir allain durch den waren glauben zu(o) got kommen kinden, vnd allain durch seyn barmhertzigkait sa(e)lig mu(e)ssen werden. Darumb ist vns ain so(e)llicher vorgeer vnd pfarrer von no(e)tten, vnd in dieser gestalt in der geschrifft gegrindt.

Der ander artickel:

Zu(o)m andern, nach dem der recht zehat auff gesetzt ist im alten testament vnd im neuen als erfüldt, nichts destminder wo(e)llen wir den rechten korn zehat gern geben, doch wie sich gebürt. Dem nach man sol in got geben vnd den seynen mitaylen, gebürt es ainem pfarrer, so klar das wort gots verkindt. Seyen wir des willen hinfüro disen zehat vnser kirch bro(e)pst, so dan ain gemain setzt, || sollen einsemlen vnd eynnemen, daruon ainem pfarrer, so von ainer gantzen gemain erwo(e)lt wirt, seyn zymlich gnu(o)gsam auffenthalt geben, jm vnd den seynen, nach erkantnus ainer gantzen gmain. Vnnd was über bleybt sol man (armen dürfftigen, so im selben dorff verhanden seynd) mittailen, nach gestalt der sach vnd erkantnus ainer gemain. Was über bleybt, soll man behaltten, ob man raysen mu(e)ßt von lands not wegen. Darmit man kain landts steüer dürff auff den armen man legen, sol manß von disem überschuß außrichten. Auch ob sach were, daz ains oder mer do(e)rffer weren, die den zehenden selbs verkaufft hettent auß ettlicher not halben, die selbigen so darumb zu(o) zaigen, in der gestalt haben von aynem gantzen dorff, der sol es nit entgelten, sonder wir wellen vns zymmlicher weyß nach gestalt und sach mit im vergleychen, jm sollichs wider mit zymlicher zyl vnd zeyt ablassen. Aber wer von kainem dorff sollichs erkaufft hat vnd jre forfaren jnen selbs solchs zu(o)geaygent haben, wo(e)llen vnd solen vnd seynd jnen nichts weyters schuldig zu(o)geben, alain wie obstat vnsern erwo(e)lten pfarrer darmit zu(o) vnderhalten, nachmalen ablesen oder den dürfftigen mittailen, wie die hailig geschryfft innho(e)lt, sy seyen gaistlich oder welttlich. Den klaynen zehat wo(e)llen wir gar nit geben. Dann got der herr das vich frey dem menschen beschaffen, das wir für ain vnzymlichen zehat schetzen, den die menschen erdicht haben. Darumb wo(e)llen wir jn nit weytter geben.

Der drit artickel:

Zu(o)m dritten ist der brauch byßher gewesen, das man vns für jr aigen leüt gehalten haben, wo(e)lchs zu(o) erbarmen ist, angesehen, das vns Christus all mitt seynem kostparlichen plu(e)tvergu(e)ssen erlo(e)ßt vnnd erkaufft hat, Den || hyrtten gleych alls wol alls den ho(e)chsten, kain außgenommen. Darumb erfindt sich mit der geschryfft, das wir frey seyen vnd wo(e)llen sein. Nit das wir gar frey wo(e)llen seyn, kain oberkait haben wellen. Lernet vnß gott nit, wir sollen in gepotten leben, nit yn freyem fleyschlichen mu(o)twilen, sonder got lieben, jn als vnserrn herren jn vnsern nechsten erkennen, vnnd alles das, so wyr auch gern hetten, das vnns got am nachtmal gepotten hat zu(o) ainer letz. Darumb sollen wir nach seinem gepot leben. Zaigt vnd weißt vns diß gepot nit an, das wir der oberkkait nit korsam seyen? Nit allain der oberkait, sunder wir sollen vns gegen jederman diemu(e)tigen, das wir auch geren gegen vnser erwelten vnd gesetzten oberkayt (so vns von got gesetzt) jn allen zimlichen vnd christlichen sachen geren gehorsam sein. Seyen auch onzweyfel, jr werdendt vnß der aigenschafft als war vnnd recht christen geren endtlassen oder vns jm euangeli des berichten, das wirß seyen.

Der viert artickel:

Zum vierten ist bißher jm brauch gewesen, daß kayn armer man nit gewalt gehabt hatt, das willpret, gefigel oder fisch jn fliessenden wasser nit zu(o) fachen zu(o) gelassen werden, welchs vns gantz vnzymlich vnd vnbru(e)derlich dunckt, sunder aigennützig vnd dem wort gotz nit gemeß sein. Auch in etlichen ortern die oberkait vns das gewild zu(o) trutz vnd mechtigem schaden haben, wil vns das vnser (so got dem menschen zu(o) nutz wachsen hat lassen) die vnuernüfftigen thyer zu(o) vnutz verfretzen mu(e)twiligklich (leyden mu(e)ssen) dar zu(o) stillschweigen, das wider gott vnd dem nechsten ist, Wann als gott der herr den menschen erschu(o)ff, hat er jm gewalt geben vber alle thier, vber den fogel im lufft vnd vber den fisch jm wasser. Darumb ist vnser begeren, wann ainer wasser hette, das ers mit gnu(o)gsamer schriff be- || weysen mag, das man das wasser vnwyssenlych also erkaufft hette, begeren wir jms nit mit gewalt zu(o) nemen. Sunder man mu(e)st ain christlich eynsechen darynnen haben von wegen bru(o)derlicher lieb, aber wer nit gnu(e)gsam anzaigen darumb kann thon, solß ainer gemayn zymlicher weyß mittailen.

Der funfft artickel:

Zum fünfften seyen wir auch beschwert der beholtzung halb. Dann vnsere herschafften habend jnenn die ho(e)ltzer alle allain geaignet, vnd wann der arm man was bedarff, mu(o)ß ers vmb zway geldt kauffen. Ist vnnser maynung: Was für ho(e)ltzer seyen, es habens geistlich oder weltlich, jnnen, die es nit erkaufft haben, sollen ayner gantzen gemain wider anhaim fallen, vnd ainer gemayn zimlicher weiß frey sein, aim yetlichen sein noturfft jnß hauß zu(o) brenen vmb sunst lassen nehmen, auch wann von no(e)ten sein wurde zu(o) zymmern auch vmb sunst nemen, doch mit wissen der, so von der gemain darzu(o) erwelt werden. So aber kains verhanden wer, dann das, so redlich erkaufft ist wordenn, sol man sich mit den selbigen briederlich vnd christelich vergleichen. Wann aber das gu(o)t am anfang auß inen selbs geaygnet wer worden vnd nachmals verkaufft worden, sol man sich vergleichen nach gestalt der sach vnd erkantnuß briederlicher lieb vnd heiliger geschrifft.

Der sechst artickel:

Zu(o)m sechsten ist vnser hart beschwerung der dyenst halben, wo(e)lche von tag zu(o) tag gemert werden vnd teglich zu(o) nemen, begeren wir, das man ain zimlich ein sechen darein thu(e), vnß der massen nit so hart beschweren, sonder vns gnedig hier jnnen ansechen, wie vnser eltern gedient haben, allain nach laut des wort gots.

Der sybent artickel:

Zu(e)m sibenden, das wir hinfüro vns ain herschafft nit weyter wo(e)lle lassen beschweren, sonder wieß ain herschafft zymlicher weiß aim verleycht, also sol erß besitzen laut der verainigung des herren vnd bauren. Der herr soll jn nit weiter zwyngen noch dryngen, mer dyenst noch anders vom jm vmb sunst begeren, darmit der baur solych gu(o)tt onbeschwert, also rüeblich brauchen vnd niessen müg. Ob aber des herren dienst von no(e)tten weren, sol jm der baur willig vnd gehorsam für ander sein, doch zu(e) stund vnd zeyt, das dem bauren nit zu(o) nachtail dyen, vnnd jme vmb aynen zymlichen pffenning denn thu(o)n.

Der achtet artickel:

Zu(o)m achten sey wir beschwert, vnd der vil, so gu(e)ter jnnen haben, das die selbigen gu(e)ter die gült nit ertragen kinden vnd die bauren das jr darauff einbiessen vnd verderben, das die herschafft dieselbigen gu(e)ter, erber leüe besichtigen lassen vnd nach der billikayt ain gylt erscho(e)pff, damit der baur sein arbait nit vmb sunst thye, dann ain yetlicher tagwercker ist seyns lons wirdig.

Der neundt artickel:

Zu(o)m neünten seyen wyr beschwertt der grossen frefel, so man stetz new satzung macht, nit das man vnß strafft nach gestalt der sach, sunder zu(o) zeyten auß grossem neyd vnd zu(o) zeytten auß grossem gunst. Ist vnser maynung, vns bey alter geschribner straff straffen, darnach die sach gehandelt ist, vnd nit nach gunst.

Der zehent artickel:

Zu(o)m zehenden sey wir beschwert, das etlich haben jnen zu(e)geaignet wisen, der gleichen ecker, die dann ainer gemain zu(o) geherendt. Dieselbigen werden wir wider zu(e) vnsern gemainen handen nehmen, es sey dann sach, das mans redlich erkaufft hab. Wann mans aber vnbillycher weyß erkaufft het, sol man sich gu(e)tlich vnnd briederlich mit ainander vergleychen nach gestalt der sach.

Der aylfft artickel:

Zu(o)m ailften wellen wir den brauch genant den todt fall gantz vnd gar abthu(e)n haben. Den nimmer leiden noch gestatten, das man witwen, waisen das jr wider got vnd eeren, also schentlich nemen, berauben sol, wie es an vil ortten (menigerlay gestalt) geschehen ist, vnd von den, so sy besitzen vnd beschirmen solten, hand sy vns geschunden vnnd geschaben, vnd wann sy wenig fu(o)g hettendt gehabt, hettendt diß gar genomen, das got nit mer leiden wyl, sunder sol gantz absein, kain mensch nichts hinfiro schuldig sein zu(o) geben, weder wenig noch vyl.

[Beschluss]

Zu(o)m zwelften ist vnser beschluß vnd endtlyche maynung, wann ainer oder mer artickel, alhie gesteldt (so dem wort gotes nit gemeß) weren, als wir dann nit vermainen, die selbigen artickel wol man vns mit dem wort gots für vnzimlich anzaigen, wolt wyr daruon abston, wann mans vns mit grundt der schrifft erklert. Ob man vns schon etlich artickel yetz zu(o) lyeß vnd hernach sich befendt, das vnrecht weren, sollen sy von stund an todt vnd absein, || nichts mer gelten. Dergleichen ob sich in der schrifft mit der warhait mer artickel erfunden, die wider got vnd beschwernus der na(e)chsten weren, wo(e)ll wir vnns auch vorbehalten vnnd beschlossen haben vnnd vns in aller christlicher leer yeben vnd brauchen. Darumb wir gott den herren bitten wo(e)llen, der vns das selbig geben kan vnnd sunst nyemant. Der frid Christi sey mit vns allen.

Bundesordnung der oberschwäbischen Bauern, verabschiedet am 7. März 1525

[Titel auf Umschlag] Handlung, artickel vnnd instruction, so fürgenomen worden sein vonn allen rottenn vnnd hauffen der pauren, so sich zesamen verpflicht haben: M: D: XXV:

Handlung vnnd artickel, so fürgenommen worden seynd auff afftermontag nach Inuocauit von allen rodten der hauffen, so sich zusammen verpflychtt habenn etc.

Dem allmechtigen got zu(o) ainem ewigen lob vnd eere, zu anru(e)ffung des hailigen ewangelion vnnd go(e)tlichem wort, auch zu(o) beystand der gerechtigkait vnd go(e)tlichem rechten ist der christenlichen veraynigung vnnd pündtnus angefangen vnd nyemandt, er sey gaistlich oder weltlich, zu(o)uertrucken vnd, souil das hailig ewangelium vnd das go(e)tlich recht außweyßt, jnnhelt vnnd antzaigt, zu(o) nachtayl vnd in sonderhait zu(o) merung bru(e)derlicher liebe.

1 Erstlich erbeüt sich ain ersame lanndschafft diser christelichen veraynigung, was man gaystlicher vnd weltlicher oberkaitt vonn go(e)tlichem rechten zu(o) thu(o)n schuldig, denselbenn in kainen weg widerwerttig, sunder gehorsamlich gehalten.

2 Es ist ainer ersame landschafft wyll vnnd mainung, das ain gemainter landfryd gehalten werd vnd nyemandt dem andern wider thon. Ob sich aber begeben wurde, dz yemandts mit dem andern zu(o) krieg vnnd zu(o) auffru(o)wr bewegt, so soll sich nyemants rotten noch partheyen in kaynen weg, vnnd soll die nechst person, in was stands die sey, macht haben, fryd zu(o) byetten. Der soll von stund an bey dem ersten frydru(o)ffen oder bietten gehalten werden. Vnnd wo(e)licher sollichs frydbyetten nit haltten wurde, der soll nach seiner verschuldung gestrafft werdenn.

3 Was bekandtlicher schuld ist oder darumb brieff vnd sigel oder glaubwirdigen kundtschafft, so verfallen sein, sollen betzalt werden. Ob aber yemantts weytter eynred wurd zu(o) haben vermaindt, soll im das recht vorbehalten sein, doch yederman auff sein costen vnd gemainer landschafft diser christenlicher verainigung gehalten werd vnergriffen:

4 Wa schlo(e)sser wurden sein diser lanndardt gelegen vnnd nitt in diser christenlicher veraynigung verbündtnus sein, sollen dieselben jnnhaber der schlo(e)sser fraynndtlicher mainung ersucht werden, das sie in schlo(e)ssern nitt weytter den mit prefand zu(o) zimlicher notturff versehen vnd dieselben schlo(e)sser weder mit geschütz noch personen, die nit in dise verainigung gethon, besetzen. Ob sye aber jre schlo(e)sser weyter, dann bißher beschehen, besetzen wolten, das sollen sie thu(o)n mit leütten, so diser verainung verbunden vnd zu(o)geho(e)rig seind auff jrenn costen. Dasgleichen dye closter.

5 Wa dienstleütt wern, die fürsten vnd hern dienent, die sollen jren ayd auffgeben, vnd ob sie das thon, sollen in sie die verhandlung angenommen werden. Wo(e)llicher es aber nit thon wurd, der soll weib vnd kind zu(o) im nemen vnd ain landschafft vnbetriebt lassen. Wa aber ain herr ainen amptman oder ain andern, so in diser verpündnus ist, vertriben, so soll derselb nit allain, sundern zwen oder dreü zu(o) im nemen vnd verho(e)ren, was mit im gehandelt werd.

6 Wa pfarrer oder vicari seind, sollenn fraindlich ersucht werden vnnd geben, das hailig ewangelium verkünden vnnd predigen. Vnnd wo(e)lche das thon wo(e)llen, dem soll dieselbig pfarr zimliche vnderhaltt gebenn. Wo(e)lche aber solichs nit thon wo(e)llen, die sollen geurlaupt werden vnd die pfar mit ainem andern, so sollichs thon wil, versehen werden.

7 Ob sich yemandts mit seiner oberkaytt in vertrag einlassen wolt, so soll vnser wyssen vnd verwilligenn gemainer lanndtschafft dyser verainnung nit beschliessen, vnd ob nit verwilligung bemelter landschafft beschlossen wurde, nichtsdesminder sollen dieselbigen in ewiger verpündtnus bey christelicher verainnung bleiben.

8 Es sollen von yedem hauffen diser verainnung ain oberesten vnd vier ra(e)dt geordnet werden. Die sollen gewalt haben mit sampt andern obersten vnd ra(e)dten zu handlen, wie sich gepürt, damit die gemayn nit allweg zu(o)sammen mu(e)ssenn.

9 Es sollen kaine raubige gu(e)ter, so dysen mitverwandten entwerdt weren, vnderhalten noch passiert werden.

10 Wo(e)lliche handwercksleüt ir arbait nach auß dem land ziehen wo(e)llen, der sol seiner pfarr haupttman anloben, sich wider dise christenliche verainnung nit bestellen lassen, sunder wa er hortte vnnd vernumme, das diser landschafft widerwertigkait zu(o)ston wolt, solcher diser verainung zu(o) wissen thon vnd, so es von no(e)tten wurde, von stund an seinem vatterland zutzyehenn vnnd verhelffenn ra(e)dttenn. Des gleychenn auch die kriegßleütt.

11 Es sollen auch gericht vnd rechtt, wie vor beschehen ist, fürgang haben. Vntzimliche spil, gotslesterung vnd zu(o)trincken ist verpotten. Wer das nit helt, soll nach seiner verschuld gestrafft werden.

12 Es soll sich niemant enpern noch aynerlay vrsach fürnemen gegen seiner herrschafft vnd oberkait, das man sie mit gewalt wo(e)l angreiffen vnd jnen das ir nemmen, biß weytter beschayd kumpt. Das verbietten wir bey leib vnd gu(o)t, weder mit holtz, wasser noch kainerlay sachen, wie es geschehen mo(e)cht.