Stadt Memmingen:Rückblick

Das Stadtarchiv früher...

Das Stadtarchiv blickt auf eine jahrhundertealte Geschichte seiner Bestände zurück. Die Bestände "Reichsstadt" (A) und "reichsstädtische Stiftungen" (D) prägten lange Zeit die Arbeit und Benützung des "Stadt- und Stiftungsarchivs" (siehe Geschichte des Stadtarchivs).

Seit 1989 wurden die Räume des Stadtarchivs nach und nach einer umfassenden Modernisierung unterzogen, begleitet von einer neuen Bestandsgliederung.

  • A Reichsstadt
  • B Stadt
  • C Eingemeindete Orte
  • D Stiftungen
  • E Sammlungen
  • F Nachlässe und Privatarchive

Der Schwerpunkt der Archivalienerschließung verlagert sich seit einigen Jahren mehr und mehr auf die Bestände des 19. und 20. Jahrhunderts (B, C, D, E und F).

Mit den Einbauten von Magazinräumen ins Untergeschoss (1996) und Erdgeschoss (2007) konnten für einen Großteil der Archivbestände adäquate Bedingungen geschaffen werden. Fast die Hälfte des Bestands des Stadtarchivs bilden mittlerweile Dokumente der Stadt ab 1803. Das gut erhaltene Archiv der Reichsstadt (bis 1803) hat dagegen nur einen Anteil von knapp zehn Prozent. Daneben befinden sich Dokumente aus den eingemeindeten Orten, von Stiftungen sowie Sammlungen, Zunft-, Vereins- und Privatarchive unter der Obhut des Stadtarchivs.

Rückblick in die Entwicklung des Memminger Archivwesens seit der Mediatisierung der Reichsstadt 1802

1813/18 Die Registraturen und Archive der Reichsstadt Memmingen (im Steuerhaus und im Kanzleigebäude) werden in einigen Teilen in die staatlichen Archive des Königreichs Bayern verbracht (heute im Staatsarchiv Augsburg).
1823/25 Das Kanzleiarchiv wird zusammen mit den Archivalien der ehemals reichsstädtischen Stiftungen ins Rathaus verlegt.
1827/35 Magistratsrat Jacob Friedrich Rupprecht ordnet und verzeichnet die beiden Steuerhausarchive.
1832/33 Studienlehrer Jacob Friedrich Unold ordnet und verzeichnet das ehemalige Kanzleiarchiv.
1863/66 und 1873 Die Steuerhausarchive werden ins Rathaus verlegt und vom Buxacher Pfarrer Friedrich Dobel zusammen mit den Unterlagen des ehemaligen Kanzleiarchivs neu verzeichnet (heute Bestände A und D). Dobel erhält dafür das Ehrenbürgerrecht und wird später Archivar im Fuggerarchiv Dillingen sowie Bibliothekar in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg.
1892 ff. Studienlehrer Dr. Julius Miedel nimmt sich in der Nachfolge Dobels der weiteren Ergänzung der Archivbestände an (darunter das Familienarchiv Zoller) und beginnt zusammen mit dem Heidelberger Professor Askan Westermann mit der Bearbeitgung eines Memminger Urkundenbuches. Wegen seiner Verdienst um die Erforschung der Stadtgeschichte erhält er 1938 das Ehrenbürgerrecht.
1938 Die Archivbestände werden ins ehemalige Lagergebäude der jüdischen Firma Nathan in der Künergasse verlegt und erleiden dort in einigen Gruppen durch ungünstige klimatische Bedingungen beträchtliche Schäden. Aus Sorge vor Kriegsschäden lässt Alt-Oberbürgermeister Fritz Braun Bestandsteile 1941 nach St. Josef sowie ins Frickenhauser Schloss verlegen.
1946 Schuldirektor Walter Braun ergänzt die Dobelschen Repertorien um ein ausführliches Orts-, Personen- und Sachregister.
1958 Stadtarchivarin Hilde Miedel übernimmt die Altregistratur ins Stadtarchiv (heute Teil von Bestand B). Erstmals kommt das Stadtarchiv damit wieder seiner Aufgabe nach, modernes Verwaltungsschriftgut zu archivieren.
1977 Das Grimmelhaus in der Ulmer Straße 19 erhält einen Erweiterungsbau für Zwecke von Stadtbücherei, Stadtbibliothek und Stadtarchiv.
1989 Stadtarchivar Christoph Engelhard entwickelt eine vollständig neue Bestandstektonik, die die Archivbestände in sechs Bestandsgruppen (A-F) unterteilt. Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren erfolgt nun eine schrittweise Modernisierung aller Funktionsbereiche des Stadtarchivs.
1990/92 Durch teilweise umfangreiche Aktenaussonderungen verdoppelt sich innerhalb kurzer Zeit der Bestandsumfang von 500 auf über 1000 lfd. Meter an (2008: mehr als 1400 lfd. Meter).
1991/93 Für Zwecke der Konservierung und Restaurierung von Archiv- und Bibliotheksgut wird eine Werkstatt eingerichtet.
1992/96 Mit der Neubildung der Zeitgeschichtlichen Dokumentationen definiert das Stadtarchiv seinen über die Archivierung von Verwaltungsunterlagen hinausreichenden Sammlungsauftrag. Eine Auswahlerfassung von Presseartikeln mit Bezug zur Stadt Memmingen eröffnet zudem neue Recherchemöglichkeiten.
1993-96 Im Rahmen des Zivilschutzes werden im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München große Teile der Altbestände des Stadtarchivs Memmingen verfilmt.
1994 ff. In der Restaurierungswerkstatt werden zahlreiche Photoplatten einer konservatorischen Sicherung unterzogen.
1996 Nach der Verlegung der Stadtbücherei ins Antonierhaus (Stadtbibliothek) kann im Grimmelhaus ein Archivmagazin eingerichtet werden, das als erstes den modernen Anforderungen an die Langzeitarchivierung von historischem Kulturgut entspricht.
1998 ff. Mit seiner Schriftenreihe "Materialien zur Memminger Stadtgeschichte" leistet das Stadtarchiv einen Beitrag zur Auseinandersetzung mit stadtgeschichtlichen Themen (Reihe A Editionen, Reihe B Forschungen).
1998 ff. Ein großer Teil der stadtgeschichtlich relevanten Photoplatten und Photoalben wird mit Hilfe des hauseigenen Scanners digitalisiert.
1999 Mit der Eröffnung des neuen Lesesaales (finanziert auch aus Mitteln des Kulturfonds Bayern) erhält das Stadtarchiv neue Möglichkeiten zur Zugänglichmachung der Archivbestände.
2001 Erstmals findet bundesweit ein "Tag der Archive" statt, an dem sich auch das Stadtarchiv Memmingen beteiligt.
2003 Die in Zusammenarbeit von oberschwäbischen Stadtarchiven vorbereitete Ausstellung "Kronenwechsel 1802. Das Ende der reichsstädtischen Freiheit" ist zu Gast im Memminger Antonierhaus.
2004 ff. Das Stadtarchiv präsentiert sich im Internet mit einem fortlaufend erweiterten Informationsangebot.
2005 Dem Stadtarchiv wird die Registratur im Rathaus und der Aufgabenbereich Schriftgutverwaltung zugeordnet.
2006 Seit dem Jahresende dient ein zweites Archivmagazin der Archivierung von modernem Archivgut des 20. und 21. Jahrhunderts.
2007 Große Teile der Rathausregistratur werden ins neue Archivmagazin verlegt.
2008 Mit der Einrichtung von Büro- und Arbeitsbereichen für die Archivalienerschließung gelangen die seit 1996 durchgeführten Umbauten innerhalb des Grimmelhauses zum Abschluss.
2009 Im Rahmen der Einführung eines Dokument-Management-Systems werden im Stadtarchiv Digitale Akten für die Schriftwechsel mit Benützern angelegt. Die Stadtverwaltung beginnt mit der Übergabe von Personenstandsunterlagen ans Stadtarchiv.
2010 Mit der Übernahme der Sammlung Willy Hetzel vergrößert sich die Fotosammlung des Stadtarchivs um ein Mehrfaches.
2013 In allen Magazinen werden die Bestände neuaufgestellt, was zu einer Verdichtung des Lagerraumes zu Gunsten verfügbarer Raumreserven führt.2007
2014 Zum "Tag der Archive" werden auf der neuen Homepage des Stadtarchiv Quellen und Informationen präsentiert, darunter auch die in der Wiss. Stadtbibliothek aufgefundene Slowenische Kirchenordnung von Primoz Trubar.
2015 Baugenehmigungsunterlagen aus der Zeit vor 1945 werden nun im Stadtarchiv archiviert.
2017 Größter Neuzugang im Stadtarchiv ist die Sammlung der Geschenke, die die Stadt in den vergangenen Jahrzehnten von Besuchern oder befreundeten Städten und Regionen erhielt.
2018 Erstmals werden Unterlagen des Stadtarchivs entsäuert, darunter die Personen- und Familienbögen sowie Meldeunterlagen des 19./20. Jahrhunderts. Herausragender Zuwachs ist die Büchersammlung des Bauernkriegs-Experten Prof. Dr. Peter Blickle mit zahlreichen Monographien und Aufsätzen zur Geschichte der Zwölf Bauernartikel und des Aufstandes des "gemeinen Mannes" im Jahr 1525.
2019 Erneut gelangen einige Nachlasse ins Stadtarchiv. Die Erschließung des Archivs der Sektion Memmingen des Deutschen Alpenvereins wird abgeschlossen.