Stadt Memmingen:Modernisierung des Stadtarchivs

Modernisierung des Stadtarchivs Memmingen (1999)

Erster Aspekt: Neueinrichtung des Stadtarchivs im Grimmelhaus - der Arbeitsschwerpunkt der vergangenen Jahre

Mit der Sanierung und Erweiterung des Grimmelhauses ab 1975 für Kulturamt, Stadtbücherei, Stadtbibliothek, Stadtarchiv und Volkshochschule hat die Stadt Memmingen einen wesentlichen Schritt zur Modernisierung dieser Kultureinrichtungen getan. Seither standen zwei trockene Archivmagazine unter dem Dach zur Verfügung. Allerdings - zu geringe Platzreserven bei Bücherei und Archiv, die ungünstigen, weil zu warmen klimatischen Verhältnisse und der teilweise fehlende Aufzugsanschluß in den Dachgeschossen zwangen bald zu internen Nutzungsänderungen und schließlich zu einer Neukonzeptionierung, deren Grundlage 1989 der Stadtratsbeschluß zur Verlegung der Stadtbücherei ins Antonierhaus wurde.

Die Konzeption des Archivumbaues bezweckte eine optimale Unterbringung oder Neuschaffung aller archivischen Funktionsbereiche sowie eine sinnvolle Trennung bzw. Verbindung dieser Bereiche im bestehenden Gebäude Grimmelhaus. Die einzelnen Schritte waren die Einrichtung einer Restaurierungswerkstatt (1991/92), eines modernen Archivmagazins (1996), der interne Umzug der Arbeitsplätze über Mitarbeiter und der Zeitgeschichtlichen Sammlungen (1998) und schließlich die Neueinrichtung des Lesesaal unter finanzieller Förderung durch den Kulturfonds Bayern (50%).

Zweiter Aspekt: Gliederung, Ergänzung und Erschließung der Bestände - ein Schwerpunkt der vergangenen Jahre und der Schwerpunkt der künftigen Jahre

Die neue Bestandstektonik (siehe Bestände) ordnet alle Archivalien sechs Bestandsgruppen zu; diese Gruppen spiegeln die hoffentlich zukunftsorientierte und nachhaltig wirksame Neuausrichtung des Stadtarchivs wieder – weg von der jahrzehntelang fast ausschließlichen Konzentration auf das reichsstädtische Archivgut:

Aus den bisherigen Altbeständen "Stadtarchiv" und Stiftungsarchiv" entstanden die Bestände A Reichsstadt und D Stiftungen. Die Früchte zahlreicher Aktenaussonderungen in den Ämtern, Dienststellen und Betrieben der Stadt ab 1803 finden sich in Bestand B; daran anschließend die Archive/Registraturen der eingemeindeten Orte in Bestandsgruppe C zugeordnet. Die aktive Sammlungs- und Erwerbstätigkeit des Stadtarchivs über den Bereich der Verwaltungsakten hinaus spiegelt sich in den Beständen E Sammlungen sowie F Privatarchive und Nachlässe wieder.

Dritter Aspekt: Zugänglichmachung der Bestände - das immerwährende zentrale Anliegen des Stadtarchivs

Im Alltag des Stadtarchivs steht die Betreuung der Archivbenützer im Vordergrund, die aus Nah und Fern nach Memmingen kommen. In den letzten zehn Jahren konnten die Archivalien nur in einem kleinen Raum unter dem Dach des Grimmelhauses eingesehen werden. Ein öffentlich zugänglicher Lesesaal mit Freihandbibliothek war deshalb seit langem angestrebt, um die archivische Öffentlichkeitsarbeit (u.a. Unterrichts-projekte mit Memminger Schulen) weiter ausbauen zu können.

Mit dem 9. November 1999 wurde das wichtigste Ziel der Bemühungen um eine Modernisierung aller Funktionsbereiche des Stadtarchivs Realität; gleichzeitig fand die biedermeierliche Beschaulichkeit der alten Archivmagazine bzw. der Leseplätze im Künerhaus und auch noch hier im Grimmelhaus ein Ende.

Unmittelbar vor dem Lesesaal-Eingang sollen Kleinausstellungen die Vielfalt der hier aufbewahrten Quellen aufzeigen. Planung und Durchführung lagen beim städt. Hochbauamt; die Architektur des Lesesaales ist Programm: Offenheit und Transparenz der Glaswände sollen der Öffentlichkeit signalisieren, daß das Stadtarchiv eine allen Bürgerinnen und Bürgern zugängliche und diesen verpflichtete Einrichtung ist, eine Einrichtung, aus der Forschung, Schulen, Bürgerschaft und Verwaltung intensiv Nutzen ziehen können. Damit ist das Grimmelhaus dem Ziel, der Stadt Memmingen ein "Haus ihrer Geschichte" zu sein, einen weiteren, großen Schritt näher gekommen.