Stadt Memmingen:Bestandsbereinigung (D)

Bestände D Stiftungen - Bestandsbereinigung

Von April 1991 bis März 1994 wurden im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme die Akten des bisherigen "Stiftungsarchivs" gesichtet. Die Archivalien wurden hierbei insbesondere: von Schmutz und Staub gereinigt, plangelegt (DIN B4 / Folioformat), geordnet (bei gleichzeitiger Überprüfung der vorhandenen Findbücher auf Vollständigkeit und Richtigkeit), in neue Aktendeckel gelegt und "eingeschachtelt".

Die AB-Maßnahme wurde von folgenden Arbeiten begleitet: Neusichtung und -ordnung der umfangreichen Amtsbuch- und Rechnungsserien der verschiedenen Stiftungen (D Bd), Überprüfung des chronologischen Urkundenselekt, Provenienzbereinigung, zugeführt.

Provenienzanalyse

Im Sinne dieser neuen Bestandsgliederung war das bisherige "Stiftungsarchiv" von allen seinen Teilen zu trennen, die nicht einer Provenienz Stiftung vor 1806/09 zugeordnet werden können; hierunter fielen insbesondere zahlreiche Archivalien, die erst nach 1865 der Dobelschen Archivordnung einverleibt wurden, und zwar in der dilettantischen Annahme, eine auf Schubladen beruhende, für mittelalterliche und frühneuzeitliche Archivalien erstellte Systematik sei für Archivgut jeglicher Provenienz und aller Zeiten geeignet oder beliebig erweiterbar. Was dabei sehr häufig auffiel, ist die Deponierung von größeren und bedeutenden Aktenfaszikeln des 19. Jahrhunderts (u. a. zur Obereigentumsablösung) in verschiedenen Schubladen ohne (!) entsprechende Nachträge im Dobelschen Findbuch.

Alle vom Stadtarchiv erworbenen oder dem Stadtarchiv geschenkten (Stiftungs-) Urkunden befinden sich jetzt in der Sammlung E-Urkunden. Akten der Stadtverwaltung ab 1803 wurden dem Bestand B zugeführt. Dagegen verbleiben die in zahlreichen Akten aufgefundenen Schriftstücke reichsstädtischer Provenienz in Bestand D (wenngleich künftig im Findbuch besonders gekennzeichnet). Provenienzen "Reichsstadt" wurden nur dann D1 entnommen, wenn sich die Vorgänge auf verschiedene Stiftungen beziehen, eine Zuordnung zu einer einzelnen Stiftung also nicht möglich ist (z. B. Anlagsregister der Reichsstadt D 25/1-3 bzw. D Bd 30). Im Gegenzug war es in einigen Fällen aber auch möglich, irrtümlich in Bestand A abgelegte Archivalien dem Bestand D zuzuordnen (z. B. Sta Fol.Bd 42/43 jetzt D Bd I/91)

Ordnung

Die jetzige Ordnung des Bestandes geht auf Friedrich Dobel zurück, der 1866 die Stiftungsarchivalien ordnete. Trotz aller Mängel der Dobelschen Erschließung wird an ihr weitgehend festgehalten, insbesondere an der in fachlicher Hinsicht geglückten verzahnten Verzeichnung von Urkunden, Amtsbüchern und Akten.

Eine komplette Neuordnung erfuhren allerdings die "Foliobände" des "Stiftungsarchivs", die bislang in einer durchgehende Zählordnung mit diversen Nachträgen aufgestellt waren.- Die Bände sich nun - getrennt nach einzelnen Stiftungen (Bd I, II, III etc.) geordnet und verzeichnet; spätere Neuzugänge (ehem. Fol.Bd. 202ff.) wurden in die neue Ordnung ebenso eingearbeitet wie diverse großformatige Amtsbücher, die bislang in Schubladen aufbewahrt wurden. Fremdprovenienzen wurden dem Bestand entnommen (z. B. Fol.Bd. 18, 30 etc.). Die Bände sind jetzt nach einer anfangs für das Unterhospital erstellten, dann in modifizierter Weise auf die anderen Stiftungen übertragenen Reihenfolge geordnet:

I. Registraturverzeichnisse,
II. Kopialbücher,
III. Grundbücher,
IV. Zins- und Abgabeverzeichnisse,
V. Amtsprotokolle,
VI. Dienstleutebücher,
VII. Rechnungsunterlagen.

Verbunden mit der Neuordnung der Bandserien war die Einarbeitung umfangreicher Rechnungsunterlagen, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts über die Stiftungsadministration ans Landgericht Ottobeuren und 1828 wieder zurück in städtische Hände gelangten, dort aber erst in nachdobelscher Zeit mit den Archivbeständen vereinigt bzw. diesen angehängt wurden (zumeist ohne Nachtrag im Repertorium). Diese Unterlagen wurden nun mit vorhandenen Akten vereinigt, differenzierter geordnet und verzeichnet - auf der Grundlage und in Erweiterung der Dobelschen Bestandsordnung.

Verzeichnung

Die Verzeichnung geht - wie die Ordnung - auf Friedrich Dobel zurück. Bedauerlicherweise ließ sich in einigen älteren Verzeichnissen eine teilweise weitaus präzisere und intensivere Erfassung der Archivalien feststellen (Registratura / 18. Jh., Unoldsche Repertorien). Die teilweise weitreichenden Umordnungsmaßnahmen Dobels machen jedoch eine Übernahme dieser älteren Teilverzeichnisse unmöglich.

Urkundenselekt

Der vorgefundene "Urkundenselekt" wurde einer vollständigen Überprüfung unterzogen, bei der vor allem der archivische Urkundenbegriff zur Anwendung kam (vgl. Überarbeitung von Bestand A). Für die Bildung des Selekts war deshalb weniger der Rechtscharakter als vielmehr die äußere Form einer "Urkunde" (unregelmäßiges Format, Siegel, Pergament) maßgeblich. Dokumente, die dem diplomatischem Urkundenbegriff entsprechen, können deshalb durchaus auch in den Akten vorgefunden werden (z. B. Papierurkunden des 17./18. Jh.); eine gesonderte Lagerung in Urkundentaschen war hier aus konservatorischer Sicht weder erforderlich noch sinnvoll.

Im Einzelnen wurden folgende Archivalientypen selektiert:

  • alle Pergament-Urkunden mit oder ohne Siegel,
  • Papier-Urkunden mit unregelmäßigem, übergroßem Format und/oder mit großen Siegeln; nicht jedoch: numerierte Quittungs-Serien. Die Ordnung des Urkundenselekts richtet sich nunmehr wieder nach der Dobelschen Findbuch-Systematik. Die (verzahnte) Erschließung von Akten und Urkunden wurde also wiederhergestellt. In einem neuen Findbuch werden die Titelaufnahme des Aktes und Kurzregesten der zugehörigen, selektierten Urkunden nacheinander aufgeführt. Letztere sind dabei durch den Signatur-Zusatz "U" erkennbar. Eine entsprechende Überarbeitung der Westermannschen Urkundenregesten steht noch aus.

Planselekt

Ungefähr 150 Pläne und Skizzen wurden in den Akten festgestellt und erfaßt. Aus konservatorischen Gründen werden die großformatigen und künstlerisch besonders wertvollen Pläne in einem Planselekt zu Bestand D zusammengeführt.

Zitierweise

Urkunden: D ... [Schubl.] / .. [Fasz.] U ... [Datierung]
Amtsbücher: D Bd I/ ... [Nr.]
Akten: D ... [Schubl.] / .. [Fasz.]
Pläne: D ... [Schubl.] / .. [Fasz.] P