Stadt Memmingen:Zinsrodel St. Elisabeth 1315-1320

Zinsrodel des Augustinerinnenklosters St. Elisabeth 1315-1320

Die Gründung des Frauenklosters St. Elisabeth (Elsbethenklosters) lässt sich nicht genau bestimmen (vgl. Hannes Lambacher: Klöster und Spitäler, in: Die Geschichte der Stadt Memmingen, Bd. 1, Stuttgart 1997, S. 293-348, hier insbes. S. 296-299, 303-305, 308-311). Eine überlieferte Urkunde von 1256 (Staatsarchiv Augsburg KU Memmingen-Augustinerinnen 609), undatierte Abschrift im Stadtarchiv Memmingen, D 9/7) belegt, dass Papst Alexander IV. Priorin und Schwestern von St. Elisabeth zu Memmingen unter Wahrung der Jurisdiktion des Diözesanbischofs in einen päpstlichen Schutz nahm und ihnen die Beobachtung der Augustinerregel einschärfte. Zwei Jahre später (1258) ist der Name "St. Elisabeth" urkundlich bezeugt. Der Zeitpunkt der Übernahme der seelsorgerischen Betreuung der Nonnen durch die Memminger Augustinereremiten ist nicht bekannt; diese Betreuung geht in den folgenden Jahrzehnten mit Reformversuchen, Visitationen und der Einordnung des Klosters in den Augustinerorden einher (insbes. Reform 1466 und Visitation 1516, vgl. Margarete Hausner: Die Visitation des Aegidius von Viterbo im Kloster der Augustinereremitinnen zu Memmingen 1516, in: Memminger Geschichtsblätter 1972, S. 5-92; Adalbert Mischlewski: Monastisches Ideal und Bürgerinteressen. Das Problem der Klausur bei den Memminger Augustinerinnen, in: Analecta Augustinana 53, 1990, S. 455-466).

Um 1300 befand sich das Kloster noch außerhalb der damaligen Stadt: 1295: "in der vorstat ze Memmingen" (Stadtarchiv Memmingen, D 74/1) und 1304: "vsserthalp der rincmur der stat" (Stadtarchiv Memmingen, D 74/1). Eine Integration in die Stadt erfolgte erst um 1380 im Zuge der großen Stadterweiterung nach Süden bis zum Kempter Tor. Das Elsbethenkloster erlangte zunächst nur in bescheidenem Umfang Besitz und Einkünfte. In Brunnen gelang die Ausformung einer Grundherrschaft; 1307 wurde die dortige Pfarrkirche dem Kloster inkorporiert (Stadtarchiv Memmingen, D 74/1, vgl. Blickle, Peter: Memmingen (Historischer Atlas von Bayern, Teil Schwaben, Heft 4), München 1967, S. 205f.); 1470 auch die Pfarrkirche in Reicholzried (vgl. Sontheimer, Martin: Die Geistlichkeit des Kapitels Ottobeuren. Von dessen Ursprung bis zur Säkularisation, Bd. 1/III. durch Reformation abgegangene Pfarreien und Benefizien (u.a. Elsbethenkloster), Memmingen 1912, S. 568, mit Hinweis auf Braun I, 109).

In der Reformationszeit traten die Schwestern nach und nach aus dem Kloster aus; 1529 erfolgte die Übergabe des Besitzes an das Unterhospital (Stadtarchiv Memmingen, D 9/9, vgl. Sontheimer S. 572f.).

Aus dem ehemaligen Archivbestand des Klosters haben sich sechs Zinsrodel erhalten.