Stadt Memmingen:Laminit-Chronik

Fretscher- und Laminit-Chronik

Fretscher-Chronik

[Seite 157]

[...] Am 30 May ist Hertzog Albrecht von Meckhelburg, Friedland vnd Sagau, alhie einzogen mit villen guttschen, pagaschen wegen, sambt villen Graffen vnd Edelleuthen. Er ist ins Fuggers behaußung einloßirt worden. Ist alles bey 1100 pferdt vnd 1300 Menschen gewesen,

[Seite 158]

so er alhie bey sich hatte. Ein schön stattlich woll auff gebuztes lustiges volckh, haben aber ein solches sodomitisches vnzüchtiges, vihisches hurenleben geführet, deß gleichen in vnsser statt nit vill gehörtt worden, hat dennoch niemand dörffen sagen, das sie vnrecht thun, der fürst war ein stiller herr, litte gantz kein gugelfuhr, kein gesang oder lautt geschwetz, war in vnd vmb sein loßamenth alles so still, daß sich einer verwunder müße, wann einer so vill volckh bey einander sehen vnd so still sein mußen. Der fürst hat auch das leutten nit hören wölln, man hat in die Kürchen auff das aller kurtziß leutten müessen, daß thor vnd rathsglöckhlin hat man gar nit gelitten. Auch zu nach kein stundt auß ruffen dörffen die leutte handtwerckher bey sein [...] einher vmb gehabt, haben nit arbaithen dörffen oder gar auß ziehn müssen. Das Krugsthor ward zugehalten wegen das er nit hören fahren, der schullmeister hat auch in der vordern stuben gegen sein loßament nit schullen dörffen.

Eben vmb diße zeit kam auch der General von Ossen wider alher. [...]

Inn dißem Jahr vnd monath Junius hatt sich her königliche Mayestatt Gustavus Adolphen König zu Schweden wider den Rom. Kays. zu feld gelegt, seine bedrangte glaubens genossen den evangelischen zu hilff zu kommen, Gott verleih im glückh vnd segen. Amen.

Inn dißem Monath Junii schickhte der bischof von Dillingen ein Mandat alher, daß man der prediger abschaffen, vnd die kirchen einraumen solte den papisten.

Mittwoch den 23. Juni ist Printz Ulrich von Denenmarckh auch alhero komen, vnd in herr Lorentz Grimmels hauß [...] einquartirt worden. Er wardt auß deß herzogs kuchen auß lauter silber gespeiß haben alzüt 5 oder 6 Graffen mit im gyssen.

Dißer Zeit hat der hertzog von Fridland einen frendrich richten lassen, der seinen leuthenambt erschossen, auch seine diener in ein wasser werfen lassen, vnd sonst mehr besse pratickhen gespilt, man hat in zum hoffgericht hinauß gefurth vnd den kopff abgeschlagen word. Hernach auffs Radt gelegt, ist im nit vnrecht geschehen [...]

Am 3. Julli zoch ein papstischer legat hier durch, dene Fridlandt mit großem pracht entgegenzogen, vnd hin weckh begleiten liesse.

Denn 13. diß kam ein frantzösischer gesandter her, den Friedland auch stattlich ein hollen ließ vnd auß seiner deß fürsten kuchen speissen liesse. Vmb diße zeit war alles wollfeil hier ob schon vill volckhs hier war.

[Seite 160]

Am 6. September ist Printz Ulrich von Denenmarkh alhie weckh gezogen, haben in vill Graffen vnd Edelleuth das gelaith gegeben. Er war ein junger vnruhiger herr, der Tag vnd Nacht allerley kurtzweil nach getracht. Er hat seinen württ dem herrn Grimmel zu der lezte 53 fl. verehrt, seinen sohn den er auß der Heiligen Tauff gehoben 18 fl. vnd wie er in auß der Heiligen Tauff gehebt 6 silberne vergulte becherlin ineinander, den Mägdten in der Kuchen 12 fl., in deß fursten kuchen 200 fl.

Den 16 dito ist ein soldath auff der finstern stuben erstochen worden, der thetter aber entronnen.

Den 23. dito ist der General von Friedland mit seinen gantzen Comunitat mit beiderseiten guten leib von hier weckh nach Prag gezogen. Es ging die sag alß hab er auff ein Tisch geschriben: Der Jesuiter Remuneration bringt den Kaysser vmb sein Crone, mich vmb mein Reputation."

Den 24 diß war den burgern vnd den bauren ein krügssteur aufferlegt zu geben.

Denn 20 hewmonat ist ein weib von Berg mit dem schwertt gericht worden, wölche schwanger gewesen, alß sie mit ihrem mann hochzeit gehalten, nit lang hernach hat sie daß kindt an die welt gebracht, aber auß forcht vnd scham solches haimblich zu

[Seite 161]

todten ir fur genommen, hat dem kündlin daß hälslin mit den neglen an fingern abkleiben wollen, davon es aber nit gestorben, hat sie hernach solches an die wand gestossen, davon es aber auch nit gestorben, endtlichen ist sie daran erdapt worden, man hat gleich daß kindt getaufft, aber ist bald hernach gestorben. [...]

 

Laminit-Chronik

[Blatt 6]

[...] Der zeit alß den 30 May ist herzog Albrecht von Mochelburg, Fridland und Zugau alhie anzogen mit villen guttschen, pagaschenwegen, ist ins fuckhers hauß einloßiert worden, mit villen graffen und edelleuthen. Ist alles bey 1100 pferd und 1300 menschen, so er alhie bey sich hatt, ein schön stattlich woll gebuztes lustiges volckh, haben aber ein solches sodomitisch unzüchtigtes, viehisches hurenleben geführt, deß gleichen in dißer statt nit vill ist gehört worden. Hat dennoch niemand dorffen sagen, daß sie unrecht thun. Der fürst war ein stiller herr, lütte gantz kein gugelfuhr, kein gesang oder lauthen geschwezt, war in und umb sein loßament alles so still, daß sich einer verwundern mußte, wann einer so vill volckh beyeinander gesehen und so still sein mußten. Der fürst hatt auch das leuthen nit hören wellen. Man hat in die kirchen auff das aller kurzest leuthen mießen, daß thor glöcklin hatt man gar nit gelütten, wie auch das rattsglöcklin. Kein stundt hat man zu nacht mer außrueffen dörffen; die lautten handtwerckher gehabt haben, nit mehr arbeiten dorffen oder gar außzihen; das krugsthor hatt man gar zuthun müeßen, wegen das er nit fahren hören dörffe. Der schuolmeister hat auch in der schulstuben nit mehr schullen dörffen.

Es ist der Ossen, so am 29 weckh in das elsass gezogen, auch wider allhero komen.

[Blatt 7]

Mittwoch den 23. juni ist der junge prüntz Ulrich von Dennenmarckh alhero kommen und inn herr Lorentz Grimmels hauß einquartiert werden, und auß des herzogs kuchen auß lautter selberley gespeist worden; haben alzeit 5 oder 6 graffen mit im gessen.

Dißer zeit hat der herzog von Fridland einen fendrich richten lassen, der seinen leuthen ambt [Leutnant] erschossen und seine Dame in ein wasser werffen lassen und sonst mehr bösse pratickhen gespilt. Man hat in zum hoffgerücht hinausgeführt, den kopff abgeschlagen und auffs radt gelegt; daran man im nitt unrecht gethan, haben in 2 jesuiten italienisch zugesprochen.

Denn 6. september ist der jung könig von Dennenmarckh hir wegckh gezogen, haben in graff und herren hinaus beleit. War eben zeit, dan er ein junger unruhiger herr war, den tag und nacht allerley kurtzweil nach getracht. Er hat seinen württ den herr Grimmel zu der letzten 53 fl. verehrt, seinen sohn den er auß der heiligen tauff gehebt, 18 fl. und wie er in auß der h. tauff gehebt, 6 vergulte becherlin ineinander, den megdten in die kuchen fl. 12, in deß fürsten kuchen fl. 200.

Den 16. dito [September] ist ein soldat auff der fünstern stuben erstochen, der theter aber darvon kommen.

Den 23. September ist der herzog von Fridland mit all seinen volckh alhie weckh gezogen, auff Prag zu. [...]

(Original der Fretscher-Chronik in der Wiss. Stadtbibliothek Memmingen, Original der Laminit-Chronik im Staatsarchiv Augsburg, buchstabengetreue Übertragung durch Christoph Engelhard, Mai 2004)