Stadt Memmingen:Memmingens "Hölle"

Memmingens "Hölle"

Einst brachten die Bauern von Hart und Hitzenhofen ihre Verstorbenen auf dem "Totenweg" zum Friedhof von St. Martin in Memmingen. Der Weg zweigte oberhalb des Buxacher Tales von der Lindauer Landstraße (heute Bodenseestraße) nach Nordnordosten ab und führte schnurstracks hinunter zur Buxacher Straße.

Die großformatige Knollsche Planmappe im Stadtarchiv Memmingen enthält einen 1767 von Johann Leonhard Knoll gezeichneten Plan, der zahlreiche Äcker und Felder umschreibt, die damals zwischen der Lindauer Landstraße im Süden, dem Totenweg im Südosten, dem Hammerweg (Weg zum Buxacher Kupferhammer) im Nordwesten und dem Abhang hinunter ins Buxacher Tal im Westen bebaut wurden. Dort - also im westlichsten Bereich dieses sog. III. Platzes (Mitteresch) befand sich Memmingens "Hölle". Genauer gesagt waren es drei "Höllen" - eine "vordere", eine "mittlere" (später "untere" genannt) und eine "hintere" (später "obere" genannt", am späteren Weg zur Buxacher Spitalmühle).

Der Name "Hölle" bezeichnet einen abgelegenen Ort, nach Julius Miedel ein ziemlich eingeschnittenes Tal (vgl. "Teufelsbrücke" oberhalb Harts). In den heutigen Flurkarten erinnert nurmehr der "Untere Höllweg", der westlich der Autobahn in die Buxacher Talstraße einmündet, an diese Flurbezeichnung aus Memmingens reichsstädtischer Vergangenheit.

Der "Totenweg" ist vollends aus dem modernen Stadtbild verschwunden. Die Abzweigung an der Lindauer Landstraße ist im Bereich der heutigen Autobahnbrücke zu suchen. Links und rechts des Weges wurde 1933 ein Lager für den Reichsarbeitsdienst (oberes bzw. unteres Lager) errichtet, in dem ab 1940 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter untergebracht wurden (Stalag VIIB). Die heutige Hühnerbergstraße folgt nurmehr in ihrem unteren Abschnitt dem einstigen Verlauf des Totenweges. Am einstigen und heutigen Bahnübergang steht noch das kleine Bahnwärterhäuschen.