Schützengalerie der Bolzschützen-Gesellschaft
Ein Blick in Meyers Konversationslexikon von 1895 gibt zum Stichwort "Bolzenbüchse" folgende Auskunft:
"Mittelding zwischen Blasrohr und Büchse, mit aufklappbarem Lauf, in welchen von hinten der das Geschoß bildende Bolzen mit Haarbüschel gesteckt wird. In dem kurzen hintern Laufstück, der Flasche, liegt eine Zahnstange mit luftdicht abschließender Filzklappe, durch deren Zurückschieben beim Aufziehen zwei Spiralfedern zusammengedrückt werden. Schnellt beim Abdrücken die Zahnstange vor, so wird der Bolzen durch den Luftdruck fortgetrieben; er trifft auf 30-50 Schritt noch ziemlich sicher."
Derartige Bolzenbüchsen fanden offensichtlich wohl auch bei der Memminger Boldschützen-Gesellschaft Verwendung, über deren Geschichte wir bislang leider nur sehr wenig wissen. Von der Bolzschützengesellschaft sind allerdings drei Bände einer "Schützengalerie" überliefert, in denen sich zahlreiche Aquarelle mit Motiven von Schützenscheiben zwischen 1822 und 1844 finden; zwei dieser einzigartigen Bände sind derzeit im Archiv-Schaufenster ausgestellt und zeigen folgende Motive:
Band auf der linken Seite:
- Rehe in Waldlichtung 1825,
- Fischertag 1825,
Band auf der rechten Seite:
- Karneval in Venedig unter osmanischer Herrschaft 1831 (erstes Kanonenschießen),
- zwei Rehe am Bach 1831.
An der Rückwand des Archiv-Schaufensters hängt eine originale Schützenscheibe aus dem Stadtmuseum Memmingen (Öl auf Holz). Sie zeigt eine Schlittenfahrt am Hallhof vor dem Hallamtsgebäude (ehem. Kreuzherrenkloster) und könnte von Elias Friedrich Küchlin gemalt worden sein.
Selbstverständlich bedarf die Darstellung des Memminger Fischertages einer besonderen Erwähnung, ist sie doch das bislang älteste datierte Bild des alljährlich stattfindenen Brauches, zu Bartholomäus (24. August, seit 1955 am letzten Samstag vor den Sommerferien) den Bach auszufischen, um ihn anschließend reinigen zu können.
Wie ein im Stadtmuseum Memmingen erhaltenes Ölbild stammt es aus der Hand des Memminger Malers Elias Friedrich Küchlin (1759-1836). Zeigt das Ölbild das Bachausfischen bei der Neumühle vor dem Ulmer Tor, bietet das Aquarell eine Momentaufnahme vom Bach im Südosten der Stadt in Richtung Benninger Ried. Im Hintergrund des Aquarells ist die Pfarrkirche von Benningen zu erkennen. Das schöne barocke Gartenhäuschen in der Mitte steht übrigens noch heute in der Nähe des Freibades.