Das Haus der Kramerzunft: Ein Haus mit viel Geschichte
Im 15. Jahrhundert befand sich das Haus zunächst für mehrere Jahrzehnte im Besitz der berühmten Malerfamilie Strigel, ehe es 1478/79 von der Memminger Kramerzunft gekauft wurde. Diese ließ im Jahr 1512 die Zunftstube im Stil der Gotik vertäfeln. Eine letzte Zeugin dieser Zeit ist die historische Holzdecke, die sich als einziges Element bis heute erhalten hat. Im Jahr 1525 fand das große Ereignis statt, welches das Gebäude und die Zunftstube bis heute zu einem historischen Ort ersten Ranges macht: Die Vertreter der drei oberschwäbischen Bauernhaufen kamen in der Kramerzunftstube zusammen, um über ihre Forderungen an die Obrigkeit sowie das weitere Vorgehen zu beratschlagen.
Im Jahr 1551 wurde in Memmingen die bis dahin gültige Zunftverfassung durch eine Ratsverfassung ersetzt. Die Zünfte verloren an Bedeutung und damit auch die Zunfthäuser. Das Kramerzunfthaus diente fortan auch als Wohnhaus, wenngleich die Zunftstube weiterhin als Versammlungsort genutzt wurde.
Die Geschichte des Hauses im 19. Jahrhundert ist von mehreren Besitzwechseln geprägt. Ab 1866 war das Gebäude Sitz des Lese- und Gewerbevereins. Neben einer Bibliothek standen ein Lese- und ein Billardzimmer zur Verfügung. Im Jahr 1888 wurden die Räume im zweiten Obergeschoss im Stil der Neugotik renoviert, 1936 erfolgte dann der Erwerb des Hauses durch die Kreishandwerkerschaft Memmingen.
Anfang der 1960er-Jahre erfuhr das Haus umfangreiche Umbaumaßnahmen, der unter anderem die historische Saaltür und die Wandvertäfelung der Zunftstube zum Opfer fielen. Die historische Holzdecke wurde dabei hinter einer abgehängten modernen Decke verblendet. Im Zuge einer statischen Sicherung durch die Kreishandwerkerschaft wurde die historische Decke kurz nach der Jahrtausendwende wieder freigelegt.