Das Wohnhaus des Sebastian Lotzer: Woher kam er her, wo ging er hin?
Über das Leben Sebastian Lotzers bevor er nach Memmingen kam, ist nur sehr wenig bekannt. Geboren wurde er in Horb am Neckar, vermutlich um das Jahr 1490. Seine Familie genoss dort großes Ansehen, sowohl der Vater als auch die Brüder Lotzers hatten Universitäten besucht. Anders hingegen Sebastian, der ein Handwerk erlernte. Dies lässt sich zumindest aus einer der bedeutendsten Quellen der Zeit ableiten, in der Lotzer als „kursiner“ bezeichnet wird – als Kürschner. Da Lotzer in Memmingen die Tochter eines angesehenen Mitglieds der Kramerzunft geheiratet hatte, liegt die Vermutung nahe, dass er es bis zum Kürschnermeister gebracht hatte.
Mit Nachdruck setzte er sich für die Belange der Bauern ein. Für die Bauern der zum Memminger Territorium gehörenden Dörfer hatte er bereits Anfang 1525 deren Beschwerden an den Rat der Stadt verfasst. Nach der berühmten Versammlung der Abgesandten der Bauernhaufen in der Memminger Kramerzunftstube im März desselben Jahres gingen dann die „Zwölf Artikel“ wie ein Lauffeuer durch die Lande – als mutmaßlichen Verfasser sieht die Geschichtsforschung auch hier Sebastian Lotzer. Die „Zwölf Artikel“ gelten heute als eine der ersten Forderungen nach Freiheitsrechten in Europa.
Als sich in der Region die Auseinandersetzungen zwischen den Bauern und dem Schwäbischen Bund im April 1525 immer weiter zuspitzten, geriet auch Sebastian Lotzer ins Visier der Obrigkeit. Sich der Gefahr bewusst setzte er sich nach Sankt Gallen ab, die Heimatstadt seines Vertrauten Christoph Schappeler. Dort verliert sich seine Spur.