Stadt Memmingen:Sankt Martin

Die Stadtkirche Sankt Martin: Wie Memmingen evangelisch wurde

Die Martins-Kirche war stets gut besucht, wenn Christoph Schappeler seine sozial- und kirchenkritischen Predigten im Sinne der neuen reformatorischen Lehre hielt. Bald forderten viele Memminger auch von Jakob Megerich, sich der Reformation anzuschließen. Megerich war Pfarrer an Unser Frauen, der zweiten großen Kirche der Stadt. Doch Megerich weigerte sich beharrlich und war nicht zu Diskussionen bereit.

Beim Weihnachtsfest 1524 kam es zu Tumulten nach dem Gottesdienst in der Frauenkirche, bei denen Megerich angegriffen wurde. Nur herbeieilende Ratsmitglieder konnten die aufgebrachten Gläubigen beruhigen. Als sich die Stimmung in der Stadt weiter aufheizte, musste der Rat handeln. Die Tage rund um den Jahreswechsel 1524/25 sollten schließlich die Entscheidung bringen.

Der Rat der Stadt setzte ein Religionsgespräch am Dreikönigstag 1525 im Rathaus an, zu dem alle Geistlichen, alle Mitglieder des Rates und von jeder Zunft ein gewählter Vertreter eingeladen waren, um über Kirchenreformen zu diskutieren. Schappeler kannte solche Disputationen bereits aus seiner Schweizer Heimat. Er formulierte für dieses Streitgespräch sieben Thesen zur Neuordnung des Kirchenwesens. Doch Megerich und seine Unterstützer zogen es vor zu schweigen. Der Rat der Stadt entschied sich daraufhin für die Umsetzung von Schappelers Reformen. Damit war die Reformation offiziell in Memmingen angekommen.

Bis ins frühe 19. Jahrhundert, als die Reichsstadt Memmingen an das neu entstandene Königreich Bayern fiel, blieb die Stadt das evangelisch-lutherische Zentrum der Region Allgäu-Oberschwaben.